Bernd und Heidi Umbreit zeichneten in der WDR-Reihe "Menschen hautnah" ein sehr nüch-ternes Bild dieser polygamen Versuchsanordnung. Sie gingen das diffizile Thema mit großem Fingerspitzengefühl und respektvoller Zurückhaltung an. Gudrun, die Drittfrau, wurde beim Gespräch nicht vorgeführt, sondern ist jederzeit die Herrin ihrer Biografie. Das drückte sich selbst noch in den Bildanordnungen aus - streng stilisierten Fotos, die jede Überraschungstak-tik von sich wiesen.

Auch alle anderen Beteiligten werden mit den sprichwörtlichen Glacé-Handschuhen ange-fasst. Dennoch erfährt der Zuschauer, dass Gudrun aus Gießen eine Fremde im Senegal ge-blieben ist, dass ihr afrikanischer Mann ihre europäischen Wertvorstellungen nicht toleriert, dass es zwischen den Frauen sehr viel Misstrauen und direkte Rivalität gibt. Vor allem Man-na, die jüngste im Frauentrio, lehnt Gudrun ab und hat große Schwierigkeiten, mit ihr unter einem Dach zu leben.

Der Film machte auch die schwierige ökonomische Situation der Großfamilie sichtbar. Pap hat drei Frauen und 16 Kinder, viele Esser für einen kleinen Hotelangestellten. Also muss Gudrun mithelfen, das soziale Gleichgewicht zu erhalten. Sie jobt gelegentlich in der deut-schen Kolonie Dakar, wo ihr Experiment auch keine große Begeisterung auslöst. Was am Ende hängen blieb und sehr nachdenklich stimmte: Selbst große Liebe reicht offen-bar nicht, zwei so disparate Kulturen zu überbrücken. Den Umbreits auf alle Fälle ist mit die-sem Afrika-Beitrag ein streng abgezirkelter, dennoch viel sagender Fernsehbericht gelungen.