FILME ALS ANLIEGEN


Kritisch gesehen

Was macht ihr Mann, was macht dein Vater eigentlich? Für die Familienangehörigen von Strafgefangenen sind das Fragen, die den Schmerz immer wieder spürbar machen. Schuld und Vergebung werden dabei in dieser eindringlichen Reportage erst beim letzten Beispiel direkt angesprochen. Aber diese Frage liegt über allen Fällen, und die Kamera und die Fernsehöffentlichkeit haben hier nicht nur Beobachtungsstatus. Von den eigenen Verbrechen vor der Kamera zu sprechen, hat fast schon den Charakter einer Beichte, nein, es ist mehr als eine Beichte, weil diese Zeugnisse öffentlich abgelegt werden. Die Täter, so scheint es nach der Konfessionen, wären vielleicht nicht schuldig geworden, hätten sie ihre Tat und deren Konsequenzen für sich und ihre Familie erst einmal in einem Alptraum erlebt und wären dann, verschreckt aus ihrem blinden, auf die Katastrophe zulaufenden Alltag, aufgewacht. Doch der Bankraub war kein Traum, und der Mann hat das Mädchen wirklich im Rausch überfahren. Mit kurzen, harten Schnitten zwischen Gittern, Gefängnismauern und Familienfotos hat der Film die richtige Formsprache.

Stuttgarter Zeitung, 29.2.96


Im Lügengefängnis (Frankfurter Rundschau, 29.2.96)

Im Lügengefängnis