Geschichten aus dem Knast sind leise, nachdenklich, tragisch. Es sind
Geschichten vom falschen, vom ausgesperrten Leben. So auch in Bernd und
Heidi Umbreits Reportage über Strafgefangene und ihre Familien. Die
Angehörigen erleiden durch soziale Ächtung und finaziellen Abstieg oft eine Art
Mitgefangenschaft und verstricken sich aus Scham in einem "Lügengefängnis".
Der Beitrag überzeugte vor allem durch die atmosphärischen Motive, mit denen er
das Gefühl von Knast, Einsamkeit, Schmerz und Mitleiden illustrierte. Immer
wieder wurden die Interview-Passagen von symbolischen Stimmungsbildern
aufgegriffen: ein dreifacher Kameraschwenk durch die enge Zelle, Familienfotos in
der Collage mit Stacheldraht und Überwachungskameras, der
Motorrad-Lichtkegel des von der Mutter zur Flucht angehaltenen Sohnes und vor
allem: die leise Sprechweise der Menschen.
(Dieter Deul)